Die Behandlung

„Ein multidisziplinäres Team begleitet jeden einzelnen Patienten."

Wir stellen Ihnen in diesem Oktober die verschiedenen Teams des CHEM vor, die unsere Brustkrebspatientinnen in jedem Stadium ihrer Krankheit unterstützen und begleiten. 

Heute stellt der Onkologe Dr. Daniel Jodocy die Behandlungsmöglichkeiten vor.

Jede Krebserkrankung wird in einer multidisziplinären „Tumorkonferenz“ besprochen. Wie funktioniert diese Konferenz?   

Dr. Jodocy: Die „Reunion de concertation pluridisciplinaire“ oder „Tumorkonferenz“ ist eine multidisziplinäre Konferenz in welcher Ärzte aus mindestens vier verschiedenen Fachdisziplinen teilnehmen: Onkologe, Gynäkologe, Radiologe, plastischer Chirurg, Strahlentherapeut, und Pathologe. Basierend auf den Ergebnissen der Biopsie und Erkrankungsdaten wird für jeden Patienten eine individuelle und auf ihn zugeschnittene Behandlungs- und Therapieempfehlung ausgearbeitet. Hier fällt die Entscheidung für oder gegen eine Chemotherapie. Das multidisziplinäre Team begleitet die Behandlung des einzelnen Patienten. Jede Etappe der therapeutischen Behandlung wird diskutiert, evaluiert und ausgewertet. Es ist wichtig, dass jede neue Etappe der Behandlung erneut besprochen wird, um zu evaluieren, ob und wie effektiv die Behandlung war. Nicht nur Patientinnen, auch Patienten werden hier besprochen – jedes Jahr sehen wir auch um die 5 männliche Patienten mit Brustkrebs. 

Welches sind die Behandlungsmöglichkeiten von Brustkrebs? 

Dr. Jodocy: Eine von acht Frauen wird laut Statistik in ihrem Leben an Brustkrebs erkranken. In den meisten Fällen wird als Primärbehandlung eine Operation empfohlen. Dabei gilt es zu bemerken, dass eine Brustkrebs-Operation nicht die komplette Entfernung der Brust bedeutet. Die Methoden sind schonender geworden. Bei der sogenannten Tumorektomie wird der Knoten sowie der „nächste“ Lymphknoten operativ entfernt und die Brust bleibt erhalten. 
Eine komplette Abnahme der Brust ist sehr selten, wenn zum Beispiel der Tumor sehr groß ist. Natürlich gibt es auch Frauen, die sich ganz bewusst für eine Abnahme entscheiden. 
Nach der OP folgt meist eine Strahlentherapie der Brust und gebenenfalls auch der Lymphabflusswege. Für die betroffenen Patientinnen ist die gesamte Therapiephase sehr anstrengend – es ist ein Einschnitt ins Leben. Eine Bestrahlung kann über fünf Wochen lang dauern, während welcher die Patientinnen jeden Tag zur Therapie ins Krankenhaus müssen. Das zehrt schon an den Kräften. Die gesamte Behandlung erstreckt sich in diesen Fällen auf bis zu 3 Monate. Handelt es sich wie meistens um einen hormonrezeptiven Tumor, kann eine spezifisch dagegen gerichtete Therapie folgen.

Eine Chemotherapie ist nicht bei jeder Brustkrebserkrankung nötig?  

Dr. Jodocy: Es gibt viele verschiedene Arten von Brustkrebs, und es gibt viele verschiedene Behandlungsarten. Die Chemotherapie ist eine davon. Sie wird weit weniger oft angewandt, als viele denken. Ziel der Chemotherapie ist es, zu verhindern, dass sich Tumorzellen vermehren und auf den Weg durch den Körper machen und Metastasen bilden. Es werden daher sogenannte “Zellstopper” verabreicht. Die Chemotherapie erfolgt immer öfter „neo-adjuvant“, also vor der operativen Entfernung um die Tumorzellen früh anzugreifen. In den letzten 10 Jahren sind diese Therapien weiter fortgeschritten. Nach der Entscheidung für diese Therapie folgt die Behandlung relativ schnell, meist innerhalb von einer Woche. 

Für die Patientinnen ist es ein langer Kampf, die gesamte Behandlung samt Chemotherapie, operativen Entfernung und Strahlentherapie kann 6-9 Monate dauern. Die Therapien zur Behandlung von Brustkrebs sind erfolgreich, über 95% der Patientinnen sind auf Dauer geheilt. Man darf allerdings nicht vergessen, dass 1 von 20 erkrankten Frauen den Kampf gegen die Erkrankung verlieren wird. Brustkrebs ist meist ein vergleichsweise „langsam” wachsender Krebs, aber man sollte keine 3 Monate warten. Man kann es nicht oft genug sagen, das Abtasten der Brust ist sehr wichtig.